IEEE Historical Milestone für deutschen Radarerfinder Christian Hülsmeyer

Patent Deckseite. Quelle: Wikimedia Commons. Gemeinfrei.
Patent Deckseite. Quelle: Wikimedia Commons. Gemeinfrei.

 

Am 19. Oktober 2019, 115 Jahre nach der erfolgreichen Demonstration des ersten RADAR auf der Hohernzollernbrücke in Köln, ehrt das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) den Düsseldorfer Erfinder Christian Hülsmeyer mit einer Gedenktafel am Kölner Rheinufer.

 

Wissenswert: Nicht erst das Silicon Valley hat zahlreiche disruptive Entwicklungen und Geschäftsmodelle hervorgebracht. Christian Hülsmeyer, der – angeregt durch die Beobachtung eines Schiffsunfalls auf dem Rhein – im Alter von nur 22 Jahren schon 1904 das erste Patent für sein „Telemobiloskop“ anmeldete, hat den Alltag für immer verändert. Sicherer Luftverkehr, sichere Seefahrt, die Landesverteidigung oder technische Autonomie von Objekten, auch das autonome Autofahren, sind ohne den Einsatz von RADAR undenkbar. Das IEEE erkennt deshalb mit einem von nur rund 200 Historical Milestones weltweit die Leistungen jenes Deutschen an, der als „Großvater des RADAR“ Ingenieursgeschichte geschrieben hat.

 

An der dreiteiligen Zeremonie, die Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Historischen Rathaus zu Köln eröffnete, nahmen unter anderem Mitglieder des IEEE aus Großbritannien, den USA und der Schweiz teil. Ehrengäste waren Konrad Adenauer, der älteste Enkelsohn des ersten deutschen Bundeskanzlers und Zeitgenosse Hülsmeyers, der den Erfinder schon einmal im Jahr 1956 persönlich auszeichnete, und die Familie des Erfinders Hülsmeyer. Als Nachfahren konnten sie von ihren Kindheitserinnerungen an den Charakter der großväterlichen Ingenieurspersönlichkeiten berichten.

 

Bei mildem, aber nassem Wetter wurden im zweiten Teil der Feierlichkeiten zwei Gedenktafeln am Rheinufer enthüllt. Eine davon soll in die Hohenzollernbrücke eingelassen werden, eine andere wird am Ufer des Flusses befestigt. Die zu den Feierlichkeiten noch nicht verfügbare feste Installation der Gedenktafeln erklärten die Verantwortlichen der Kölner Stadtverwaltung damit, dass noch für eine Befestigung gesorgt werden müsse, die die Sicherheit vor dem Diebstahl der beiden Tafeln gewährleiste. Somit hätte sich das Verfahren der Ehrung Hülsmeyers von der Idee bis zur vollständigen Realisierung über mehr als fünf Jahre erstreckt.

 

Den Abschluss des „RADAR Feast“ feierten die Gäste bei einem festlichen Dinner. Musikalisch umrahmt von einem Streichquartett gaben der CTO der Hensoldt-Gruppe, Ryszard Bil, die Professoren Dr. Wolfgang Koch (Fraunhofer FKIE) und Dr. Peter Knott (Fraunhofer FHR) einen Ausblick auf die Zukunft des RADAR. Dieses, so die Experten, werde künftig auch Funktionen der Kommunikation übernehmen. Ein weiterer Trend sei die Miniaturisierung und die Installation von RADAR-Systemen auf Smartphones, wie sie etwa vom Alphabet-Konzern vorangetrieben wird. Denn künftig soll RADAR auch die Gestik des Smartphone-Nutzers erkennen. Das ruft Bedenken der Technikfolgenabschätzung hervor. Die nicht-kooperative Erhebung von RADAR-Daten von Individuen – gegebenenfalls auch bildgebend und im 3D-Format –, die auf Big Tech Clouds gespeichert und ausgewertet werden, ist ein weiterer Fall für den Grundrechtsschutz im 21. Jahrhundert. Eine zusätzliche Herausforderung: die Strahlenbelastung. Für strahlungsempfindliche Menschen kann „RADAR everywhere and for everybody“ zu ständigen gesundheitlichen Belastungen führen.

 

Weiterlesen: Will they know everything? Reflections and perspectives. Impuls zum "RADAR Feast"